IDAHOT 2015 - das hab ich gesagt

Am 17. Mai 2015 wurde auch in Darmstadt wieder eine Aktion zum Internationalen Tag gegen Homophobie und Transphobie durchgeführt. Der Verein vielbunt hat zu einem Kiss-In am Luisenplatz eingeladen. Auch in diesem Jahr durfte ich wieder etwa in ein Mikrofon reinsagen. Für alle die nicht dabei waren oder nicht aufgepasst haben, ist hier nun der Text noch mal online verfügbar.

Meine lieben Menschen


Auch in diesem Jahr müssen wir wieder auf die Straßen gehen, um das zu bekämpfen, was uns auf der Welt, in Europa, in Deutschland und an manchen Tagen auch in Darmstadt das Leben schwer macht. Die latente Homophobie und Transphobie sind für einige von uns mehr, für andere von uns weniger, ständig spürbar, jedoch scheint es offensichtlich gerade schlimmer zu werden: Wir sehen gerade einer wachsenden und sich immer besser vernetzenden Zahl von echten Feind_innen entgegen, die unter dem Deckmantel des Familienschutzes aktiv gegen uns vorgehen.

Im letzten Jahr fanden in Stuttgart, Hannover, Berlin und anderen deutschen Städten Demonstrationen der sogenannten Besorgten Eltern statt. Hier hat sich eine kuriose Konstellation aus verhindertem Kleinadel in der AfD, religiösem Fanatismus und grundsätzlicher Ignoranz zusammengefunden, um uns mit Aussagen zu diskreditieren, die an eine Zeit lange vor unserer Geburt erinnern. Die Rhetorik der Gegner_innen hangelt sich an alten Klischees entlang und versucht mit diffusen Angstfantasien die Massen einzufangen. Mit Bibelzitaten und überkommenen Vorurteilen bauen die sogenannten Besorgten Eltern rund um Beatrix von Storch und Freifrau von Bevernfoerde an einem großen Angstgebilde um Menschen gegen uns aufzubringen. Gegen uns die nicht in ihr kleingeistiges und anti-modernes Weltbild passen.

Während wir in der Vergangenheit noch über eine kleine Gruppe, die sich über sogenannten Gender-Gaga ereifert, geschmunzelt haben, ist mit der wachsenden Zahl an Demonstrationen und Sympathisant_innen auch der Ton rauer geworden und es ist nun dringend an der Zeit zu reagieren. 

Wir können nicht weiter zusehen, wie man uns offen und ohne Scham als Missgeburten und psychisch Kranke bezeichnet. Wir müssen uns wehren, wenn man uns vorwirft Kinder verführen zu wollen und wir müssen gegen solche vorgehen, die uns kriminalisieren und fordern, uns für das was wir sind zu bestrafen. Wir kennen aus der Berichterstattung die Aussagen der sogenannten Besorgten Eltern, die sie auf Transparenten herumzeigen und freimütig in jedes Mikrofon plappern. Verschwörerisches Fantasieren über die Verschwulung der Gesellschaft durch eine übermächtige Homo-Lobby wird da ebenso geäußert wie die Befürchtung, dass sogenannte Sonderrechte für eine Minderheit schlecht für die „normale“ und „gesunde“ Mehrheit sei und man die Jüngsten vor uns schützen müsse.
Auf ihren Schildern stigmatisieren sie uns, in Online-Kommentaren wird zu Vergewaltigung und Mord aufgerufen. Und das alles unter ständigem Pochen auf das Kindeswohl.

Das Kindeswohl, welches es zu schützen gilt, wurde auch von Angela Merkel angeführt, als sie sich im letzten Wahlkampf gegen die Adoption durch gleichgeschlechtliche Paare positioniert hat.

vervollkommnetes Ablesen in Reinform
vervollkommnetes Ablesen in Reinform

Wer dieses Argument benutzt, ist homophob. Wer immer noch glaubt, wir würden Kinder infiltrieren, hat etwas Grundlegendes nicht verstanden oder ist grundlegend homophob. Ihr wisst sicherlich, was ich damit sagen will...

Die Bundeskanzlerin, die Regierungspolitik und die immer noch andauernde Verwehrung von simplen Menschenrechten für LGBT*I* in Deutschland sind geprägt von Heterosexismus, Cissexismus, Homophobie und Transphobie.


Diese Diskriminierungsarbeit von allerhöchster Stelle bildet den fruchtbaren Nährboden für diejenigen, die uns hassen.

In Frankreich haben wir gesehen, dass vielfaltsfeindliche Reden im Parlament und diffamierende Aussagen in Talkshows die Homo- und Transphobie im Land befeuern. Die Gegner_innen finden ein Klima vor, in dem es vollkommen okay zu sein scheint, alte Klischees und Lügen wieder aus der Mottenkiste zu holen um diese offen und ohne Gegenrede zu skandieren. In den Medien und auf den Straßen.

In Frankreich haben wir auch gesehen, wo dies hinführen kann: Mit dem Anwachsen der "Manif pour tous"-Bewegung und dem zunehmend homophob_transphob geführten Diskurs - auch vonseiten der Kirchen - stieg die Gewalt gegen unseresgleichen, Der Ton wird nun auch hier rauer, der Gegenwind stärker und unser Kampf damit auch existenzieller.


Es reicht also nicht mehr aus, betroffen und kopfschüttelnd auf dem Sofa zu sitzen, während die Bilder aus Uganda, Russland, Frankreich oder Stuttgart über den Bildschirm flimmern.

Es ist an der Zeit, sich zu widersetzen.

Es ist an der Zeit, laut und deutlich zu widersprechen.

Lasst nicht zu, dass unsere gemeinsame Geschichte wieder zehn Schritte zurück fällt!

Setzt euch für eure Rechte und eure Freiheit ein! Für euch und die die heute nicht hier stehen.

Geht zu den CSDs schreibt das was euch bewegt auf eure Plakate

Verhindert, dass homophobe Veranstaltungen stattfinden können, so wie letzte Woche die Beatrix von Storch-Rede in Köln!

Fahrt am 21. Juni zu den sogenannten "Demos für alle" der sogenannten Besorgten Eltern und bildet einen vielfach größeren, lauteren und gerne auch schrilleren Gegenprotest!
Zeigt denen, die gegen uns agieren, dass wir keine Homophobie und Transphobie dulden!
Zeigt ihnen, dass sie eben nicht für eine schweigende Mehrheit sprechen, sondern eine scheiternde Minderheit bleiben.


Jetzt ist es an der Zeit, dass wir uns zusammenschließen, um Homophobie und Transphobie zu überrennen. Wir sind so viele mehr als die und es ist Zeit für Widerstand.


Stonewall was a riot


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