Solidarisch sein mit Intersex*

Auch auf die Gefahr hin, Verwirrung zu stiften: Ich muss etwas zur Situation von Intersexuellen in Deutschland sagen:

„Intersexuell“ ist, wer genetisch, anatomisch und/oder hormonell nicht eindeutig einem Geschlecht zugeordnet werden kann. Die Selbstbezeichnung geht von Intersexuelle, Intergeschlechtliche, Intersex, Inter* über Hermaphroditen, Herms bis hin zu Zwischengeschlechtliche oder Zwitter. Die Medizin spricht pathologisierend von einer Sexualdifferenzierungsstörung.

Intersexuelle machen 1 Promille aller geborenen Kinder aus. Das heißt jeden Tag kommt in Deutschland ein Zwitter zur Welt; jedoch werden 90% von ihnen in den ersten Lebenstagen gegen ihren Willen (sie sind ja Säuglinge) operiert. Weil Ärzt_innen in ihrer Körperlichkeit eine Fehlerhaftigkeit feststellen und diesen nach Klempnermanier reparieren wollen. Die überforderten Eltern stimmen diesen Operationen mangels besseren Wissens zu. Die Folge: 60% aller zwangszugewiesenen Intersexe sind zusätzlich auch seelisch verstümmelt und traumatisiert sodass sie therapeutischer Behandlung bedürfen.
Inter*-Vereine kämpfen gegen diese westliche Genitalverstümmelung und fordern - ganz fundamental – Menschenrechte auch für Zwitter. Mehr hierzu

 

Ganz brandaktuell geht es bei den Interessensverbänden der deutschen Inter* hierum:

Wegen der blutigen und traumatisieren Geschlechtszuweisung die infolge eines Aushandlungsprozesses zwischen Eltern und Medizin unter Berufung auf das BGB durchgeführt wird, hat Deutschland eine Rüge vom UN-Menschenrechtsausschuss erhalten.

Daraufhin wurde der deutsche Ethikrat mit einer Stellungnahme beauftragt, die eigentlich hoffen ließ. Jedoch: In der Veröffentlichung wurde gerade der wichtigste Punkt, die Beendigung der unnötigen Gentitalverstümmelung von Säuglingen nicht zufriedenstellend bearbeitet. Ebenso werden Inter* in der Stellungnahme schamlos diskriminiert: Man empfielt zwar neben männlich und weiblich einen neuen Personenstand "anderes" einzuführen, möchte den so geborenen Menschen jedoch verbieten, eine Ehe zu führen und schiebt sie stattdessen zur verlogenenauch für uns Schwule und Lesben unbefriedigenden eingetragenen Lebensparternschaft. http://www.ethikrat.org/dateien/pdf/rothaermel-stellungnahme-intersexualitaet.pdf

Am Montag wird es zu diesem Thema eine Anhörung im Familienausschuss geben. http://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2012/39209706_kw26_pa_familie/
Genau da gehts um den Familienstand "anderes", die eingetragene Lebenspartnerschaft, Unterbindung der operativen Geschlechtszuweisung von Säuglingen und die Definition von "Intersexuell"
Man bedenke: Während der Ethikrat nur mal so eben Stellung bezogen hat, wird im Bundestag knallhart entschieden.

Das ist für jede_n, der_die sich solidarisch zu Inter* verhalten will, ein Anlass, die Bundestagsabgeordneten seines_ihres Wahlkreises die Mitglieder dieses Ausschusses sind aufzufordern, weise zu entscheiden.

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