Natürlich gehts auch anders!

Kundgebung am CSD Darmstadt 2012
 

Wenn ich Bekannten oder Kollegen erkläre, dass Schwule und Lesben in Deutschland keine Ehe eingehen dürfen, werde ich meistens noch im ersten Satz unterbrochen:
Was? Ihr dürft doch heiraten! Es gibt doch schon seit 10 Jahren die Homo-Ehe.

 

Ja stimmt. Es gibt die Eingetragene Lebenspartnerschaft. Wir haben alle Pflichten, die Ehegatten auch haben. Aber nicht alle Rechte. Wir sind steuerlich benachteiligt und schwule oder lesbische Paare dürfen keine Kinder adoptieren. Meine Gesprächspartner wundert diese Information meistens. Das hatten sie vorher nicht gewusst. Sie dachten, alle Menschen hätten hier die gleichen Rechte.
Haben sie nicht. Zumindest noch nicht.

Die Eingetragene Lebenspartnerschaft, auch Homo-Ehe genannt, scheint in der breiten Öffentlichkeit als „echte“ Ehe angesehen zu werden und ist als solche auch akzeptiert.
Niemand würde sich mehr wundern, wenn zwei Frauen gemeinsam ein Kind adoptieren würden oder wenn das Ehegattensplitting auf zwei Männer angewendet würde, die in einer Partnerschaft leben.

Dennoch verbauen uns ewig Gestrige den Weg, argumentieren damit, dass die Gesellschaft noch nicht bereit sei, Homosexuelle als gleichwertige Menschen zu akzeptieren oder dass Ehe und Familie geschützt werden müssen.
Und das wird vorgetragen, ausgerechnet von Politikerinnen und Politikern, die kinderlos sind, die mehrfach geschieden und neu verheiratet sind, die ihre Geliebte in Berlin schwängern und danach alles andere als moralische Entscheidungen treffen.

 Ich frage mich da: Wovor muss denn die Ehe bitteschön geschützt werden?

Trotz des kürzlichen Vorstoßes weniger CDU-Abgeordneter für eine Gleichbehandlung werden die steuerlichen Ungerechtigkeiten, die sich homosexuelle Paare gefallen lassen müssen, -traurigerweise- erst durch das Bundesverfassungsgericht abgeschafft. Wir erwarten Urteile aus Karlsruhe, die der Ungleichbehandlung Stück für Stück ein Ende machen.

Aber auch mit der steuerlichen Gleichstellung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften ist das Ziel noch lange nicht erreicht.

Homosexuelle Paare bleiben von der gemeinsamen Adoption eines Kindes nach wie vor ausgeschlossen. Die Begründung legt nicht nur abgelutschte Ressentiments offen, nein, die Betrachtung der vielen Regenbogenfamilien in Deutschland zeigt, dass die Argumente der Konservativen auch kilometerweit an der Realität vorbei schießen.
Schwule und lesbische Eltern sind keine Gefährdung des Kindeswohls! Sie ziehen sozial stabile, psychisch und physisch gesunde Kinder groß.

Kinder brauchen nicht eine Mutter und einen Vater. Kinder brauchen Eltern die sie lieben. Und bitte, noch einmal in aller Deutlichkeit: Kinder werden bestimmt nicht homosexuell, weil sie von Homosexuellen großgezogen werden.
Mich haben doch auch Mann und Frau großgezogen. Echter Mann und echte Frau!

 Mein Appell geht heute nicht an die Bundesregierung,

 mein Appell geht heute auch nicht an die schwulen, lesbischen, bisexuellen und trans* Menschen hier in Deutschland,

 mein Appell geht an alle diejenigen, die sich für Gleichberechtigung aussprechen wollen,
an die Eltern homosexueller Kinder, die sich Enkel wünschen,
an junge Eltern, die heute noch nicht wissen, ob ihr Kind später Männer oder Frauen lieben wird
und an Großeltern, die wollen dass ihre Enkel in einer Welt ohne Diskriminierung aufwachsen.

Ich weiß, die erste Befürchtung bei Eltern schwuler oder lesbischer Kinder ist: Wird mein Kind Probleme kriegen? Und der zweite ist: Ich werde keine Enkelkinder bekommen.

Ich rufe euch auf: Arbeitet mit an einer Gesellschaft ohne Diskriminierung! Fordert ein, dass eure lesbischen und schwulen Angehörigen selbst Kinder haben dürfen. Fordert eine Gleichberechtigung im Adoptionsrecht und eine Gleichbehandlung in Kinderwunschzentren.
Homosexuellen, bisexuellen und trans*-Menschen geht es dann gut, wenn sie behandelt werden, wie jeder andere Mensch auch. Mit allen Rechten, ohne Diskriminierung. An keinem Ort.

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Rede als mp3
Rosa Opossums Ansprache auf der Kundgebung am Luisenplatz. CSD-Parade 2012
Rosa Opossum_Rede.mp3
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