Rede CSD Aschaffenburg 2015

Foto: rAinBows Aschaffenburg
Foto: rAinBows Aschaffenburg

Am 13. Juni war ich zu Gast beim 2. Aschaffenburger Christopher-Street-Day. Die Veranstaltung wurde im Vorfeld von rechten und christlich-fundamentalistischen angegriffen.
Neben homophoben Bannern an einer Brücke und Aufklebern am Kundgebungsort in der Innenstadt wurde in der Nacht zuvor auch das JuKuz mit Eiern beworfen.
So was hab ich noch nicht gesehen.  So was dürfen wir nicht zulassen und so was müssen wir nächstes Jahr verhindern.


Kommt alle 2016 zum dritten CSD AB!
Ich werde auch wieder da sein.


Hier nun das, was ich dieses Jahr gesagt habe:

Ich freue mich ganz besonders, dass ich heute hier in Aschaffenburg sein kann und Teil sein darf beim zweiten Christopher Street Day in dieser Stadt.
Es ist, auch wenn den Organisator_innen das vielleicht nicht bewusst sein mag, ein historisches Ereignis. Jeder CSD ist ein historisches Ereignis.
Wir kommen hier aus vielen verschiedenen Gründen zusammen. Wir erinnern uns an die, die 1969 in der New Yorker Christopher Street gekämpft haben, haben Forderungen und Ziele für die wir weiter kämpfen wollen. Wir wollen vielleicht heute auch unseren neusten Fummel austragen oder jemanden kennenlernen – der CSD ist für vieles gut. Oder aber wir wollen solidarisch sein mit denjenigen, denen dieser CSD gewidmet ist.
Gerade gibt es in Deutschland wieder viele Diskussionen rund um gleichgeschlechtliche Paare. Die Debatten zur #EhefürAlle sind wieder durchzogen von latenter wie auch ganz unverhohlen geäußerter Homophobie und Menschenfeindlichkeit. Das Verbeißen auf  Familienschutz und Kindeswohl verschleiert die Realität, dass es bereits lange Regenbogenfamilien gibt und man nur noch einen symbolischen Abwehrfeldzug führt, der vielen Menschen Schaden zufügt. Es geht unseren Gegner_innen nicht um Familie und Kinder. Sie suchen zwanghaft Unterschiede, weil sie sich nur groß fühlen können, wenn sie andere klein machen.
Man hätte wirklich meinen können, die Zeiten in denen wir als pädophil und gemeingefährlich geächtet wurden, seien vorbei. Doch hochrangige Politiker_innen, bis ganz oben zu Bundeskanzlerin Angela Merkel halten weiter an  einer Diskriminierungspolitik fest, mit der sie uns die wir hier stehen, aber auch schwule Jungs und lesbische Mädchen die gerade ihr Coming Out erleben sagen: Ihr seid nicht normal, ihr seid Menschen zweiter Klasse.
Das muss aufhören! Und zwar sofort!
Lasst euch nicht entmutigen und nehmt homophobe_transphobe Äußerungen nicht hin!
Setzt euch zur Wehr und erteilt Diskriminierung jeglicher Art eine Absage!
Achtet aufeinander und setzt euch für die anderen ein! Wir gehören alle zusammen!

Ich bin heute auch hier her gekommen, um über ein Thema zu sprechen, das mich persönlich in letzter Zeit sehr betroffen gemacht hat. Und das ist der Umgang mit trans* und inter* Menschen.
Vor nicht einmal einem Monat hat sich eine transsexuelle Freundin von mir das Leben genommen. Ich weiß leider nichts Definitives über ihre Gründe, aber ich habe eine Vermutung und kann euch sagen, dass mich das rasend gemacht hat.
Was ist das für eine Welt, in der man nicht einfach der oder die  sein kann, der_die man ist? Was sind das für beschissene Verhältnisse, die uns von Beginn an spüren lassen, dass wir perverse Missgeburten sind und einzelne von uns in den Selbstmord treiben?
Wie können wir weiter zusehen, dass ein System aus Gesetzen, Bürokratie und Psychiatrie Menschen für verrückt erklärt und zu Pflichttherapien und entwürdigenden Maßnahmen zwingt, nur um den VORNAMEN ändern zu lassen?!
Wie kann es sein, dass das Beharren auf zwei „natürlichen“ Geschlechtern gegen jeden besseren Wissens über die Realität so vehement verteidigt wird, dass selbst Säuglinge zwangsoperiert werden und Jugendliche wie auch Erwachsene an der Unmöglichkeit ihres Seins zerbrechen?
Der Umgang den unsere Gesellschaft gegenüber trans* Menschen pflegt, muss grundlegend umgewälzt und erneuert werden!
Niemand braucht zwei Gutachten, um zu sagen, welches Geschlecht er_sie hat!
WIR sagen, ob wir Männer, Frauen oder anderes sind – und keine Gerichte!
Es muss Schluss sein mit Psychopathologisierung! Trans* Menschen sind nicht verrückt! # Wir sind nicht verrückt.
Trans* haben am 28. Juni 1969 rund um das Stonewall Inn Seite an Seite mit Homos und Bis gegen Entrechtung, Hass und Häme gekämpft. Während Schwule und Lesben weitestgehend alles erreicht haben, was für sie politisch zu erreichen ist, muss an der trans* Front noch der eine oder andere Kampf geführt werden. Und diese müssen wir zusammen bestreiten.
Wir alle müssen mitarbeiten an einer Welt, in der sich jeder Mensch frei entfalten kann, ohne Diskriminierung und Erniedrigung von außen erleben zu müssen und davon Schaden zu nehmen.
Trans*, Bisexuelle, Lesben und Schwule gehören zusammen! - Diskriminierung hat auch in unseren Reihen nichts zu suchen.
Wir halten zusammen – wir stehen füreinander ein und wir kämpfen Seite an Seite.

Stonewall was a riot – Nazis raus – Danke

Kommentar schreiben

Kommentare: 2
  • #1

    Eyjay (Dienstag, 16 Juni 2015 14:40)

    Wenn ich kurz korrigieren darf:

    Trans*, Bisexuelle, Lesben und Schwule gehören zusammen!

    Falsch!

    So richtig:

    Trans*, Bisexuelle, Lesben, Schwule und Heteros gehören zusammen.

    Denn so, und nur so, hält man wirklich zusammen.

    Cheers,
    Eyjay

  • #2

    Rosa Opossum (Dienstag, 16 Juni 2015 15:51)

    Eyjay, du hast vollkommen Recht!
    Die Heteros habe ich auf der Kundgebung nicht mitgenannt, weil ich auf die Diskriminierung innerhalb der Diskriminierten abgezielt habe. Um das deutlicher auszudrücken (was mir ehrlicherweise nicht wirklich gelungen ist), habe ich lediglich TBLS genannt.

    Danke fürs Lesen!