Applaus für Berlin!

Der Berliner CSD hat die CDU von der Parade ausgeschlossen.
Während die einen sich kaum getraut haben, Beifall zu klatschen, hagelt es sofort von verschiedenen Seiten Kritik. Die LSU ist sauer, weil damit angeblich ihre Arbeit (welche?) zunichte gemacht würde. Im gleichen Atemzug gibt der LSU-Berlin-Vorsitzende Martin Och aber ein Bekenntnis gegen Gleichstellung und für Diskriminierung ab: Er sieht die Öffnung der Ehe so wie seine Parteikolleg_innen als möglicherweise verfassungswidrig an.
Die LSU soll sich mal überlegen, auf welcher Seite sie steht

Dann sind natürlich auch einige andere Leute überrascht und halten die Entscheidung des CSD Berlin für dumm/asi/schlecht/wasauchimmer. Und während der Diskussion kommen doch immer wieder zwei Argumente: "Das ist undemokratisch" und "Wer Toleranz will, muss tolerant sein". Ich sage: Von solchen Argumenten fallen mir echt die Wimpern ab!

Undemokratisch?
CSDs sind unsere Veranstaltung. Wer sich die Arbeit macht, ein störungsfreies Fest zu organisieren, bei dem Menschen mit ähnlichen Zielen zusammenkommen, dem muss erlaubt sein, Störfaktoren auszuschließen. Die Union arbeitet gegen uns und ist nicht allein deshalb ein Störfaktor. Wenn mich in der Schulzeit blöde Jungs gehauen haben, hab ich sie auch nicht auf meinen (sehr undemokratischen aber echt coolen) Kindergeburtstag eingeladen. Die CDU hat mit ihren Worten und Taten in der Vergangenheit viele von uns verletzt und uns zu Menschen zweiter Klasse erklärt. Es gibt keinen (demokratischen) Grund, sie auf unseren Paraden mitfahren zu lassen, damit sie so tun können, als wären sie auf unserer Seite. Sie sind es nicht. Und durch die Einladung zur Parade werden wir sie genauso wenig umdrehen, wie durch den Ausschluss - aber darum gehts auch nicht.

Intolerant?
Niemand kann ausschließen, dass dieses Jahr CDU-Wagen auf den CSD-Paraden in ganz Deutschland mit ekligen Wurfgeschossen bombardiert werden. In manchen Städten werden jetzt schon Zielwurftrainings absolviert und Munition zum Gammeln gebracht. Man muss auch mal daran denken: Ein CDU-Wagen auf der Parade ist eine Provokation für viele Teilnehmende, die ihre Wut irgendwie kanalisieren könnten. Solche Störungen auszuschließen, die Beteiligten voreinander zu schützen und eine friedliche Parade zu gewährleisten ist das gute Recht des CSD Berlin.
Und ein für alle mal: Nur weil wir fordern, die Diskriminierung zu beenden und uns für mehr Toleranz/Akzeptanz/Wasauchimmer für andere Lebensweisen einsetzen, bedeutet das nicht, dass wir tolerant sein müssen gegenüber menschenverachtenden Aussagen, einer Regierung die gegen uns arbeitet und Politiker_innen die auf unseren CSDs heucheln und sich mit vermeintlichen Errungenschaften schmücken, um einen Tag später wieder parteikonform gegen uns abzustimmen.

Ich für meinen Teil applaudiere zur Entscheidung des CSD Berlin. Ich denke die Organisator_innen haben das verfolgte Ziel erreicht. Die Aufmerksamkeit, die Kontroverse und das Anstoßen zum Nachdenken tut uns allen gut.

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